Als in den achtziger Jahren mutige Architekten auf dem Weg zu neuen Lösungen die ersten Einfamilienhäuser mit einem Pultdach ausstatteten muteten diese Häuser schon etwas seltsam an. Diese Bauform wich so sehr vom klassischen Wohnhaus oder Wohnbungalow ab, daß diese Neulinge der Architektur eher skeptisch betrachtet wurden. Heute haben sich Pultdachhäuser zumindest soweit etabliert, daß sie als Alternative zum traditionellen Spitzdach angesehen werden.
Nicht unbedingt die klassische Bauweise,
aber auf jeden Fall ein Blickfang
Wer will schon halbe Sachen - zum Beispiel ein halbes Satteldach? Naja, vielleicht schon der eine oder andere, denn wenn es um ein halbes Satteldach geht, dann meint man landläufig ein Pultdach. Es wirkt wie ein halbiertes Satteldach oder ein sehr schräg gestelltes Flachdach. Das Pultdach bietet dadurch einen geradlinigen klassischen Anblick.
Ist ein Pultdach auch für Wohngebäude überhaupt sinnvoll einsetzbar? Die Antwort ist auf jeden Fall: „Ja“, es wird sogar immer beliebter! Früher wurden Pultdächer mehr für Anbauten genutzt. Sie fanden seit der Industrialisierung vor allem Anwendung für die Bedachung von Garagen, Produktions- und Lagerstätten oder Nebengebäuden. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wird das Pultdach auch häufiger als Hauptdach für Wohngebäude oder Kirchen verwendet. Man wollte damit einen architektonischen Akzent setzen, der erfreulicherweise bis heute auch noch einen finanziellen Vorteil mit sich bringt. Oftmals wird übersehen, daß sich die Entwickler der ersten Wohnhäuser mit Pultdach seinerzeit nicht ohne Grund für diese Bauform entschieden haben.
Neben dem einfachen Pultdach
gibt es auch das versetzte Pultdach
Neben dem einfachen Pultdach gibt es auch das versetzte Pultdach, bei dem meist zwei Dachflächen in unterschiedlichen Höhen und damit versetzt zueinander konstruiert werden. Die wesentliche Besonderheit bei der Konstruktion eines Pultdachs ist, daß sich der Dachfirst nicht mittig über dem Haus befindet, sondern am höchsten Punkt mit einer der Wände abschließt.
Wer seinem Haus ein Pultdach aufsetzt, hat im Obergeschoß lediglich eine Dachschräge, die meistens auch noch deutlich gemäßigter ausfällt als die Neigung eines Satteldach-Hauses. So entsteht beim Pultdach mehr Stellfläche im Wohnraum als unter doppelt geneigten Dächern. Dabei heißt die obere Kante „Dachfirst“ und die untere „Dachtraufe“. Die Wand, die am Dachfirst anliegt, wird „hohe Wand“ genannt. Diese ist die höchste Wand des Hauses. Die Dachneigung ist meistens relativ gering. Offiziell beginnt ein Pultdach Neigung von 11 Grad. Nach oben hin gibt es kaum Grenzen. Es ist auch möglich ein Pultdach mit 60 Grad Dachneigung zu bauen. Zu beiden Dachseiten findet man einen sogenannten Ortgang, also die seitlichen Abschlüsse der Dachflächen.
Auch nach Jahrzehnten keine aufwendigen
Abdichtungs- oder Sanierungsarbeiten notwendig
Wer ein Pultdach für sein Haus wählt, hat viele Möglichkeiten was dessen Eindeckung angeht. Es können verschiedene Materialien verwendet werden, beinahe alles ist möglich von Schiefer, über Ziegel-, Teer-, Bitumen oder Metalldeckung, begrünt oder mit verschiedenen Dämm- und Kiesschichten versehen. Eine alte Dachdeckerregel besagt, daß mit jedem Grad geringerer Dachneigung der Aufwand an der Abdichtung des Daches steigt. Ähnlich wie beim Flachdach achten wir deshalb auch beim Pultdach sehr genau auf eine gründliche und handwerklich saubere Abdichtung. Es sind daher auch nach Jahrzehnten keine aufwendigen Abdichtungs- und Sanierungsarbeiten auf dem Dach zu befürchten. |at